Was ist Analphabetismus?

Der Begriff wird heute in Zusammenhang mit Jugendlichen und Erwachsenen gebraucht, deren Schriftsprachkenntnisse nicht ausreichen, „um sich an all den zielgerichteten Aktivitäten ihrer gesellschaftlichen Bezugsgruppe, bei denen Lesen, Schreiben, Rechnen erforderlich ist, zu beteiligen. (Sandhaas 1990). Für das Jahr 1990 wurde ein Ausmaß von etwa 30.000 – 40.000 Jugendlichen beziffert (Kretschmann et.al. 1990) welche in der alltäglichen Praxis zum Beispiel Probleme haben beim Lesen und Auswerten von Behördenformularen, Fahrplänen, Karten Tabellen, Kontoauszügen, Bestellscheinen etc. sowie beim Umgang mit Zahlen, Geld, Uhrzeit, Kalendern. Auch hier wird mit den erwachsenen Betroffenen der Mut aufgebracht, den Therapieeinstieg an der 0-Fehler-Grenze vorzunehmen, damit eine Überforderung vermieden wird. Oberstes Ziel ist dann, zunächst die Lesekompetenz zu erhöhen, um sich im Alltag besser zurechtzufinden. Allerdings begreifen wir Lesen und Schreiben als eine sich gegenseitig bedingende und stützende Fähigkeit, so dass beides – jeweils auf dem gleichen Schwierigkeitsniveau – systematisch aufgebaut trainiert wird. Die Erfahrung zeigt, dass in analphabetischen Fällen eine hohe Eigenmotivation zum Durchhalten notwendig ist, die ich durch ständige Erfolgserlebnisse, viele stützende Gesprächssequenzen und methodische Vielfalt stütze und erhalte.